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Morgi's Logbuch

Eintrag #1

23.10.2005

Puerto de Mogan 23.10.2005 Nun sind wir seit 1 Woche in Puerto de Mogan ,Gran Canaria.Vor 7 Jahren haben wir in diesem Hafen die MORGI gekauft,deshalb fuehlt es sich hier ein bisschen wie "nach Hause kommen" an.Von hier aus wollen wir Ende Dezember in die Karibik starten.Gluecklicherweise hatten wir schon im Februar einen Liegeplatz im Hafen reserviert,da alle Marinas auf den Kanaren wegen der Atlantic Rally for Cruisers ,ARC, zu der 300 Schiffe erwartet werden ,ueberfuellt sind. Wir verbringen unsere Zeit damit,kleinere Arbeiten am Schiff zu erledigen ,ansonsten geniessen wir das herrlich schoene Wetter mit bis zu 30 Grad Tagestemperaturen und nachts nicht kuehler als 20 Grad. In 2 Wochen wollen wir das Schiff noch einmal fuer 1 Woche aus dem Wasser nehmen,um das Unterwasserschiff mit neuem Antifouling zu streichen.

Aber der Reihe nach:

Am 26.09. sind wir in Marbella angekommen , wo wir die MORGI wohlbewacht im Sommer zurueckliessen.Unser Segelfreund Michael aus Wien traf am naechsten Tag ein und gemeinsam erledigten wir den Grosseinkauf fuer die Ueberfahrt zu den Kanaren.

Am 29.09. "segelten" wir Richtung Gibraltar.Wie die ganze bisherige Fahrt durch das Alboranmeer hatten wir auch dieses Mal keinen Wind,deshalb motorten wir die ganze Strecke bei herrlichem Sonnenschein. Als wir uns ueber Funk in Gibraltar anmelden wollten,antworteten beide Marinas mit"sorry,we are completly full".Wir machten am Immigration-Quay fest um die Einreiseformalitaeten zu erledigen(so etwas gibt es dort noch).Danach "besang" Edgar den Hafenkapitaen solange , bis wir tatsaechlich noch einen Liegeplatz in der Marina Bay Marina bekamen. Den naechsten Tag verbrachten wir damit,das schrullig-englische Gibraltar zu besichtigen, mit Pubs,den oblgatorischen Affen und einem abschliessenden Dinner im indischen Restaurant .

Nachdem wir Tidenkalender und Wetterbericht gecheckt hatten ,starteten wir am 01.10. Richtung Kanaren.Die Strasse von Gibraltar passierten wir problemlos mit achterlichen Winden jedoch voellig konfuser See.Nachdem wir Kurs Richtung Kanaren gesetzt hatten,flaute der Wind immer weiter ab bis er in der Nacht gaenzlich einschlief.Wir konnten es gar nicht glauben , dass wir sogar auf dem Atlantik noch motoren muessen.Die naechsten Tage sprach der Wetterbericht zwar immer von noerdlichen Winden ,tatsaechlich hatten wir ihn aber entweder auf der Nase(also suedlich) oder gar nicht.Jeder Segelversuch endete damit, dass wir entnervt von in Restduenung schlagenden Segeln,knallenden Bloecken und ensetzlich rollendem Schiff den Motor starteten.

Nach 5 Tagen und 5 langen Naechten neigte sich unser Dieselvorrat dem Ende zu.Also entschlossen wir uns , die marokkanische Kueste anzulaufen um unsere Treibstofftanks aufzufuellen.Trotz allem gab es unterwegsaber auch jede Menge Highlights :

Immer wieder bekamen wir Besuch von um unseren Bug spielenden Delphinen,wir sahen 2 riesige Schildkroeten und immer wieder ruhig dahingleitende Pilotwale.Nachts durch Leuchtplankton zu "fliegen",Wale ganz nah am Schiff Schnaufen zu hoeren oder von Moewen angemeckert zu werden , weil man denen fast ueber die Schwanzfedern gefahren ist,das sind mit Worten nicht zu beschreibende Erlebnisse.

ESSAOUIRA war die marokkanische Stadt,die wir am 06.10. gegen 16.00Uhr erreichten.Ein kleiner, enger und eigentlich ueberfuellter Fischereihafen empfing uns mit nordafrikanischer Quirligkeit.Es gab eigentlich keinen Platz fuer uns, aber ein belgischer Segler der laengseits an einem Rettungsschiff lag liess uns an seinem grossen Katamaran festmachen(danke Vincent).Die Einreiseformalitaeten waren zwar langwierig,aber unkompliziert und freundlich.Den naechsten Tag verbrachten wir fast ausschliesslich damit Diesel zu bunkern.Da der Treibstoff im Hafen den einheimischen Fischern vorbehalten war(zollfrei) , bedeutete das fuer uns zu einer ca.2 km entfernten Tankstelle zu gehen,ein 200 l Fass per Handkarren zum Hafen bringen zu lassen ,vom Pier aus mit 20 l Kanistern den Sprit ueber 2 Schiffe zu schleppen um ihn dann in unseren Tank zu fuellen.Dank der "alles ist moeglich" Mentalitaet der Marokkaner war das alles zwar ein bisschen umstaendlich , aber bis zum Nachmittag auch erledigt.

Dann hatten wir endlich Zeit,uns die Stadt einmal naeher anzusehen.Es war phantastisch!Wir fuehlten uns wie in 1000 und 1 Nacht,die Gerueche , die herllich bunten Stoffe und Teppiche -die ganze Stadt ein grosser Basar.Zum Glueck war gerade Ramadan;das heisst,die Haendler waren viel zu erledigt,und liesen uns weitgehend in Ruhe durch die engen Gassen stoebern. Am 2.Tag haben wir dann endlich auch gemerkt,dass unsere Uhren noch immer auf BFT-Zeit (Black-Forest-Time) eingestellt waren.Dort war es 2 Stunden frueher.Nach der Korrektur kamen wir auch besser mit den marokkanischen Oeffnungszeiten zurecht.Den Abend beendeten wir gemeinsam mit den belgischen Katamaranseglern bei Couscous und Minztee in einem Restaurant. Weiter ging es dann am 08.10. ausgeschlafen und mit Wind ,der nach einem halben Tag prompt wieder einschlief.In dieser Nacht waren um uns herum viele Gewitter,die uns aber gluecklicherweise nicht trafen.Ausserdem meldete unser Navtex einen entstehenden Hurrikan ueber Madeira der nach Nordosten zog.Nach einer Schrecksekunde und Nachmessen auf der Seekarte (400 sm Abstand) war klar , dass wir davon nicht behelligt werden wuerden.Der Wind drehte wieder einmal auf SW so dass wir sehr ungemuetlich dagegen andampfen mussten. Porto Calero auf Lanzarote erreichten wir muede aber gluecklich am 11.10. gegen 4.00Uhr.Wir freuten uns alle ueber eine warme Dusche und endlos viel warmes Wasser zum Haarewaschen,wobei es dann aber doch nicht so grossrtig war , denn wenn es vorher lange gewackelt hat , bekommt man unter der Dusche den Eindruck,man kentert mit der gesamten Duschkabine.Daran aenderten auch die sehr sauberen Waschraeume nichts.Nach einem Glas Rotwein schliefen wir gegen 5:30Uhr sauber und zufrieden ein,um nach dem Aufwachen festzustellen , dass wir in einem absolut grossartigem Hafen gelandet sind.Es gibt dort Messingpoller , die tatsaechlich jeden Tag zum glaenzen gebracht werden , freien Internetzugang und richtig gute Pizza. Nach 4 Erholungstagen liefen wir am 15.10.zu unserem vorlaeufig letzten Schlag nach Gran Canaria aus.Und lasst es uns gemeinsam sagen:Wind von vorn und ruppige See unter Motor!

In Puerto de Mogan sind wir dann nach 30 Stunden angekommen . Bevor Michael am 19.10 wieder ins kalte Wien zurueckflog,haben wir gemeinsam mit einem Mietwagen das Inselinnere angeschaut.Wir besuchten auch noch Segelfreunde aus Freiburg ,die mit ihrem Katamaran "Moonyflower" in Las Palmas auf Reede liegen.Auf der "Moonyflower" verbrachten wir einen richtig netten Abend bei Tapas,kaltem Bier und viel Kloen.

Ende Eintrag#1




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Eintrag #2

3.12.2005

3.12.2005 Puerto de Mogan,Gran Canaria Nun sind wir schon seit 6 Wochen auf den kanarischen Inseln.Es ist immer noch so warm wie in einem sehr guten Fruehling in Freiburg. Die vergangenen Wochen haben wir genutzt,um per Leihwagen die Insel zu erkunden,einige Arbeiten am Schiff durchzufuehren und fuer einen Abstecher nach La Gomera hat’s auch noch gereicht.

Anfang November vereinbarten wir einen Krantermin in der Fischereiwerft,um die Morgi aus dem Wasser zu nehmen.Juan war der bei weitem entspannteste und stressfreiste Kranfueherer,den wir je hatten.Alles lief perfekt und zur vereinbarten Uhrzeit standen wir sicher aufgepallt an Land. Die ganze Aktion fand an einem Freitag statt und da ist hier im ganzen Ort immer Markt.Das heisst viele Verkaufsstaende und unzaehlige Touristen, die zwischen Kran,Schiff ,Hochdruckreiniger und Gerueste schaulustig uns zwischen den Beinen herumflanierten.Ein paar Tage zuvor waren Mauel und Marius aus Freiburg gekommen,die uns beim Arbeiten tatkraeftig unterstuetzten.Nach 5 Tagen an Land konnte unser Schiff wieder zu Wasser gelassen werden, mit frischem Antifouling,neuen Opferanoden;die Zeit hat sogar noch fuer einen completen Ueberwasseranstrich gereicht und unsere Morgi hing strahlend rot in den Krangurten.

In der darauffolgenden Woche fand in Las Palmas das “WOMAD-Musikfestival”statt.Das ist ein Festival mit mehreren Buehnen in der Innenstadt und der Seepromenade.Der Eintritt ist frei und viele, hauptsaechlich afrikanische Bands,treten doch waehrend des Wochenendes auf.Wir haben uns zusammen mit Petra und Marcel von der “Baal” ein Konzert von Salif Keita aus Mali angehoert,und fanden es toll. Von der ARC hatten wir im ersten Bericht schon geschrieben,am 20.11.war Start von fast 300 Schiffen.Am Vorabend war noch eine grosse Abschiedsparty angekuendigt,und da es die 20. ARC war und sie auch noch ein grosses Feuerwerk versprachen (in Spanien sind die normalerweise gigantisch)fuhren wir nach Las Palmas.Wir erwarteten,dass die vielen Segler ein rauschendes Fest feiern,aber es war richtig langweilig.Das Feuerwerk dauerte auch nur 5 Minuten und dann war eigentlich alles schon vorbei. Danach wollten wir eigentlich gleich nach La Gomera starten,mussten diesen Start aber dauernd verschieben,da unser in Deutschland bestelltes neues Gennaker (78qm!) immer noch nicht eingertoffen war.Zuerst hiess es 5 Tage,zum Schluss waren es aber dann doch 4 Wochen bis wir die Benachrichtigung erhielten,dass das gute Stueck nun unter Zollverschluss auf dem Flughafen von Las Palmas ruhte.Es dauerte dann noch einmal fast 1 Tag und unzaehlige Nerven bis wir das Segel endlich in den Haenden hielten. Einer Abfahrt nach Gomera stand nun nichts mehr im Wege und der Wind war als Gennakertestwind angekuendigt.Jedoch,wie so oft,hatten wir Flaute und konnten uns ueber unseren perfekt laufenden Motor freuen.Durch die Geraeusche angelockt besuchte uns eine richtige Delphingrossfamilie,wir sahen jede Menge Wasserschidkroeten.Im Kanal zwischen Teneriffa und La Gomera liessen sich richtig grosse Wale sehen.Mit ihren 5 bis 6 Meter Laenge sahen sie wirklich beeindruckend aus;sie schwammen ganz ruhig und bliesen immer wieder grosse Wasserfontaenen aus.

Nach 12 Stunden erreichten wir den Hafen von San Sebastian auf Gomera zwar in Dunkelheit,da aber Petra und Marcel von der “Baal” schon seit ein paar Tagen da waren konnten sie uns einen Liegeplatz reservieren(was noetig war) und uns beim Anlegen helfen. Auf Gomera ist Samstag Markttag und das hiess fuer uns ein Roggensauerteigbrot und Tessiner Nusskuchen.Man freut sich wirklich ueber solche Dinge und mit Kuchen ,Hefezopf und einer Thermoskanne Kaffee ging es dann mit Petra und Marcel zu einem Strandpicknick.Schwimmen konnten wir auch noch;was fuer ein perfekter Tag! Sonntag fuhren wir mit einem Leihwagen ueber die Insel,die uns richtig faszinierte.Wir sahen wilde Canyon,in den Bergen gab es dichten Nadelwald und auch sonst war die Insel sehr gruen.Schoen war auch,das es hier keine Bausuenden gab,den sanften Tourismus praktizieren sie hier wirklich.Am Abend waren wir in Valle Gran Rey-der “Hippietreffpunkt” und hoerten den Sonnenuntergangstrommlern zu.Jede Menge Menschen trafen sich dazu am Strand,eswas eine grossartige Stimmung.Vermutlich trafen sie aber an diesem Abend nicht den richtigen Rhythmus,denn am naechsten morgen kam: Tropical Storm “Delta”.

Am Montag gegen 10.00Uhr informierte uns unser Stegnachbar ueber den aufziehenden Sturm;er hatte davon in den Lokalnachrichten gehoert und im Ort waren sie schon dabei,die Geschaefte dichtzumachen.Der Hoehepunkt sollte gegen 19.00Uhr sein,wir hatten also genuegend Zeit das Schiff zu sichern.Ueber Funk informierten wir noch weitere Segler,fruehstueckten zu Ende und begannen dann alles zu verstauen.Wir beobachteten stuendlich das Barometer,es fiel zwischen 1 bis 2,5 Hektopascal pro Stunde. Begonnen hatten wir bei 1008 und den tiefsten Punkt erreichten wir bei 993.Edgar tauchte nach der Grundkette-da wir an Fingerpontons lagen hatten wir eigentlich keine Mooring-und konnten uns deshalb mit einer Privatmooring in Surmrichtung zusaetzlich sichern.Nachdem wir gut und sicher festlagen halfen wir anderen Seglern .Es wurde immer dunkler und die Boen immer boesartiger und es gab immer wieder was zu tun.Wir waren die meiste Zeit auf dem Steg,um rechtzeitig zu sehen,wenn ein Festmacher veraendert werden musste.18.30Uhr war dann der Hoehepunkt erreicht,es war kurz komplett windstill und blies dann genauso stark mit ca. 60 Grad Winddrehung.In den Boen wurden Windgeschindigkeiten bis maximal 60kn. gemessen(ab 63 sind es 12 Windstaerken).Dank der fruehzeitigen und recht genauen Ankuendigung durch Wetterberichte kamen bis auf kleinere Schaeden alle ungeschoren davon obwohl das Auge des Sturms direkt ueber uns hinwegzog. 2 Tage spaeter konnten dann auch ca.30 nach Claudia’s Meinung voellig irre Ruderer mit ihren Minibooten Richtung Antigua starten.Die Einer,Zweier und Vierercrews starteten im Rahmen einer Ruderregatta eines englischen Veranstalters.Der Minusrekord liegt bei 111 Tagen fuer die Ueberfahrt.Am Ufer war auch das Boot der ersten 2 Ruderer ausgestellt. Auf einem dort angebrachten Schild war zu lesen:”only the boat survived”,quasi als “Motivationshilfe” fuer die angehenden Seehelden,was wohl nur mit englischem Sinnn fuer Humor zu erklaeren ist.

Schweren Herzens und mit allen guten Wuenschen verabschiedeten wir uns auch noch von der “Baal”,die am selben Tag Richtung Kapverden gestartet sind. Am naechsten Tag warfen wir in aller Fruehe die Leinen los um “nach Hause”das heisst,nach Gran Canaria zurueckzufahren,wo wir gegen Mitternacht ohne Probleme ankamen. Hier werden wir noch ein paar restliche Vorbereitungen treffen fuer unseren Start am 31.12..

Ende Eintrag#2




Eintrag #3

25.1.2006

24.01.2006 Saint Martin 1200 UTC

ANGEKOMMEN!!!

Nach genau 23 Tagen sind wir (fuer die MORGI in rekordverdaechtiger Zeit) in der Karibik angekommen. Die Ueberfahrt war,ungewoehnlich fuer diese Route, sehr rauh.Wir hatten keine Stunde unter 20kn, oft aber 30-35kn Wind mit dementsprechend hoher Welle. Ausser unzaehligen blauen Flecken und 2 Platzwunden(Andi) haben wir die 3267 nm lange Ueberfahrt muede aber unbeschadet hinter uns gebracht. Bald mehr,jetzt erst einmal Ausschlafen und Pizza!

Ende Eintrag #3